Viele Menschen haben sich während der Corona-Zeit daran gewöhnt, ihre sozialen Kontakte stark einzuschränken. Manche tun sich nun schwer, in ein Alltagsleben zurückzukehren, wie es vor der Pandemie „normal“ war. Psychiater nennen dies "Cave-Syndrom" (vgl. cave, engl. Höhle). Untersuchungen haben gezeigt, dass besonders Menschen betroffen sind, die schon vorher wenig soziale Kontakte gesucht haben. Dahinter kann eine soziale Angststörung stecken, die sich nun verstärkt hat. Wichtig ist, dieser Angst nicht auszuweichen. Klappt dies nicht und hält dieser Zustand länger als sechs Monate an, sollte man sich therapeutische Hilfe suchen.
LIEBER ZUHAUSE BLEIBEN IST TYPISCH
Soziale Scheu an sich ist keine Krankheit. Doch viele Betroffene leiden darunter. Sie haben Schwierigkeiten, Kontakte zu pflegen, ins Kino oder auf Feiern zu gehen. Sie bleiben lieber zuhause. Manche haben Angst, das Haus zu verlassen. Therapeuten nennen dieses Verhalten insbesondere nach der Pandemie ein vorübergehendes „Anpassungssyndrom“. Normalerweise überwinden Menschen dies nach einiger Zeit von selbst wieder. Doch bei einer zunehmenden Isolation und bei Rückzugsverhalten können auch psychische Symptome oder Erkrankungen auftreten und sich verstärken.
VERSTÄNDNIS FÜR SICH SELBST ZEIGEN
Die Umstellung auf den Zustand wie vor der Pandemie fällt einigen Menschen leichter, anderen schwerer. Wichtig ist zunächst, Verständnis für sich selbst zu entwickeln. Dass sich die eigene Wahrnehmung durch die Pandemie verändert hat, sollte man einfach akzeptieren. Außerdem sollte man sich auf die positiven Seiten sozialer Kontakte konzentrieren, sogar, wenn diese zunächst Angst auslösen. Man sollte gezielt das tun, was einem besonders Spaß macht oder vor der Pandemie Freude bereitet hat. Wichtig ist auch, dass man in sozialen Situationen seinen Fokus auf die Situation selbst ausrichtet und nicht seine eigene Unsicherheit beobachtet. Oft stellt sich heraus, dass die eigene Unsicherheit in der Realität nicht gerechtfertigt ist.
DIE MENTAL-HEALTH-APP NUTZEN
Die Universitäten Frankfurt und Dresden haben eine sogenannte Mental HealthApp entwickelt. Sie hilft dabei, zu erkennen, warum es in sozialen Situationen zu Ängsten kommen kann. Betroffene können im Alltag Übungen ausprobieren, um die Ängste zu über winden. Man kann sie kostenlos nutzen.
Wer teilnehmen möchte, kann auf der Website www.tinygu.de/angst weitere Informationen und einen Code zur Nutzung der App erhalten.
TIPPS
bei sozialen Ängsten nach der Pandemie:
- Verständnis für sich selbst haben und das eigene Verhalten nach der Pandemie im sozialen Bereich akzeptieren
- Aktiv werden und Dinge tun, die (früher) Spaß mach(t)en
- Soziale Situation ausprobieren: Nicht auf die eigene Unsicherheit fokussieren